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Raumbedarf lokaler Macher:innen in Graz


Welchen Bedarf an Raum gibt es in Graz und welche Raumnutzungen (alles außer Wohnen) werden nachgefragt? Welche Hürden gibt es in der Anmietung und Aktivierung von Raum? Welche Rahmenbedingungen braucht es, damit Räume von potenziellen Nutzer*innen in Zukunft leichter aktiviert und bespielt werden können? Diese Fragen standen bei der Raumbedarfsumfrage in Graz im Herbst 2024 im Fokus. 

Hier eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse:

  • 54,5 % können nicht mehr als 200 € pro Monat für eine Raumnutzung ausgeben. Mieten für am Markt verfügbare Flächen übersteigen die monatlichen finanziellen Ressourcen.
  • 47,5 % können maximal 1.000 € für eine Raumaktivierung investieren. 9,1 % haben keinerlei finanzielle Ressourcen für eine Raumaktivierung. Bei der Raumaktivierung summieren sich Kosten für Kaution, Provision und Renovierung schnell auf mehrere tausend Euro.
  • 82,3 % möchten Raum temporär (stunden- oder tageweise) nutzen. Die klassischen Mietmodelle führen an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbei und verhindern leistbare Nutzungen.
  • 62,6 % können sich vorstellen, ihren Raum zu teilen. Geteilte Raumnutzung ist damit ein potenzielles Modell, um leistbare und tatsächlich den Bedarfen entsprechende Raumnutzung zu ermöglichen.

Lokale Macher:innen – darunter Selbstständige, Kleinstunternehmen, Kunst- und Kulturschaffende, Vereine und Initiativen – sind Schlüsselfiguren bei der Aktivierung von Leerständen. Angesichts gesamtgesellschaftlicher eränderungen, wie dem Rückgang des Einzelhandels, gestalten sie die Zukunft der Erdgeschoßzonen aktiv mit.
Die jahrelange Zusammenarbeit mit dieser heterogenen Gruppe zeigt eindeutig: Es mangelt nicht an Ideen für spannende und innovative Nutzungen.

Aus den Umfrageergebnissen lassen sich drei zentrale Handlungsfelder ableiten:

  • Zurzeit gilt das Bestellerprinzip bei Gewerbeflächen nicht. Es müssen häufig Provisionen von den Anmietenden bezahlt werden.
  • Untervermietung ist als Praxis in der Gewerbeflächenvermietung noch nicht so etabliert wie beim Wohnen. Um kooperative und damit leistbare Raumnutzung zu ermöglichen, muss Untervermietung zum Standard werden.
  • Vereine, Kleingewerbetreibende und bestimmte Branchen sind (in der Regel) nicht vorsteuerabzugsberechtigt. Damit werden sie von Vermieter*innen aufgrund steuerrechtlicher Regelungen häufig explizit von einer Anmietung ausgeschlossen.
  • Die Mieten für am Markt verfügbare Flächen übersteigen häufig die finanziellen Möglichkeiten potenzieller Mieter:innen und bleiben daher teilweise über Jahre hinweg ungenutzt. Um solche Flächen zu aktivieren, ist es wichtig, Eigentümer:innen an Bord zu holen – sei es durch positive Anreize, die Reduzierung steuerlicher Fehlanreize oder eine Leerstandsabgabe.
  • Förderbedingungen sind häufig nicht zielgruppenadäquat und übersteigen laut Umfrage die verfügbaren finanziellen Ressourcen. Zudem schließen die meisten raumbezogenen Förderungen potenzielle Raumnutzer:innen wie Vereine und freie Berufe aus. Es braucht Förderungen, die als effektive Starthilfe dienen, eine dauerhafte Ansiedelung fördern und für einen breiteren Nutzer:innenkreis zugänglich sind.

Ungenutzte Flächen in Erdgeschoßzonen prägen besonders stark das Stadtbild. Oft ist jedoch unklar, welche Leerstände tatsächlich verfügbar, bezahlbar und zu fairen Konditionen anmietbar sind. Die Umfrage-Teilnehmenden forderten daher mehr Transparenz und einen besseren Zugang zu diesen Informationen.

Der Strukturwandel, wie etwa der Rückgang des Einzelhandels, ist unumkehrbar. Die Veränderungen in der Nutzung und die Bedürfnisse neuer Nutzer:innengruppen müssen anerkannt werden. Es braucht die Bereitschaft, neue Nutzungsmodelle zuzulassen und zu fördern.

Die Raumbedarfsumfrage wurde im Rahmen des Sondierungsprojektes „crowd2raum“ durchgeführt. Dieses wird im Rahmen von „TIKS – Technologien und Innovationen für die klimaneutrale Stadt (2. Ausschreibung, 2023)“ vom Klima- und Energiefonds gefördert.